Zwei Mühlen - eine Geschichte

wie die Mühle von Bözen den Weg nach Aarau fand

Ende Mai erscheint das obige Buch. Der Klappentext bezieht sich vor allem auf die Mühle in Bözen und die Schlossmühle Aarau. Doch das Buch bietet mehr. Nebst den beiden Mühlengeschichten enthält es auch Familiengeschichtliches über die Mühlenbesitzer und lokalhistorische Informationen, mit diesen drei Schwerpunkten:

  • Die Schlossmühle Aarau und die Mühle Bözen
  • Getreidebau im oberen Fricktal
  • Familiengeschichten der Müller von Bözen

Die Schlossmühle Aarau und die Mühle Bözen

Im ersten Drittel geht es um die Geschichte der beiden Mühlen in Aarau und Bözen. Die Schlossmühle in Aarau wurde vor knapp 50 Jahren eingeweiht, die wesentlich ältere Mühle in Bözen hingegen, wurde bereits um 1305 im Habsburger Urbar erwähnt.

The Aarau Castle Mill around 1980 (Source: Titlepage Aarauer Mappe 1981)
Die Schlossmühle Aarau um 1980 (Quelle: Titelbild Aarauer Mappe 1981)

Die Schlossmühle Aarau war ursprünglich konzipiert als Freilichtmuseum. Nach einer umfassenden Renovation 2019/2020 erlebt die Schlossmühle nun eine neue Blütezeit.

Sie ist eine Zeitzeugin des historischen Müllerhandwerks und dient heute auch als Gewerberaum. Die Firma Chalira betreibt im Mühlengebäude eine Gewürz-, Senf- und Getreidemühle. Deren Kernstück ist das industriehistorische Mahlwerk aus Bözen. Auch Teile des Mahltisches mit jahrhundertealten Eichenbalken und den vier Sockelsteinen sind erhalten.

Die Getreidemühle in Bözen dürfte schon vor dem 13. Jahrhundert bestanden haben, sie war Teil des Dinghofes Elfingen, im Besitz des Klosters Murbach im Elsass. Das Kloster Murbach wurde im 8. Jahrhundert gegründet, die Benediktinermönche besassen weit verstreuten Grundbesitz in der heutigen Schweiz. So erstreckte sich eine Reihe von sechzehn weitläufigen Höfen von der Gegend um Basel über den Aargauer Jura und das Reusstal hinauf bis nach Luzern.

Aerial view of the mill in Bözen around 1960 (Source: Family Property)
Luftaufnahme der Mühle Bözen um 1960 (Quelle: Familienbesitz)

Heute steht nur noch das Wohnhaus vorne links, dessen Kerngebäude stammt aus dem 16. Jahrhundert. Darin befand sich auch die Mühle. Bauarchäologische Untersuchungen des altehrwürdigen Gebäudes brachten überraschende Geheimnisse ans Licht.

Die Scheune rechts im Bild und die zwei Speicher im Hintergrund wurden um 1970 abgebrochen in Zusammenhang mit dem Autobahnbau im Fricktal. In diese Zeit fiel auch die Demontage des Mahlwerkes und des Mühlerades. Einer Herzverpflanzung gleich kamen diese Einrichtungen der historischen Getreidemühle in das neue Freilichtmuseum in Aarau.

Die Verbindung der beiden ungleichen Mühlen war der Anstoss für diese Arbeit.

Getreidebau im oberen Fricktal

Ein umfangreiches Kapitel widmet sich dem Getreidebau im oberen Fricktal. Schon in der Bronzezeit war diese Gegend besiedelt. Bözen lag an der strategisch wichtigen Strasse über den Bözberg, die das römische Augusta Raurica mit dem Legionslager in Vindonissa verband.

Für die Römer und später die Alemannen war der Getreidebau ein entscheidender Faktor in der Ernährung. Genauere Zahlen zu den Ernte-Erträgen sind ab dem 16. Jahrhundert mit der Berner Herrschaft und dank deren effizienten Verwaltung verzeichnet. Die als «Zehnten» bekannten Abgaben konnten erst im 19. Jahrhundert abgelöst werden durch Loskauf. Diesen langwierigen Vorgang, den Bözer Zehntenloskauf, habe ich aufgearbeitet und aus heutiger Sicht interpretiert.

Yield calculation of the local grain harvests 1770-1797, based on archival data
Berechnung der Bözer Getreideernten von 1770-1797

Die meisten Menschen waren damals Selbstversorger. Es stellt sich die Frage, ob und wie sich schlechte Ernten auf die Lebenserwartung der Menschen auswirkte. Basierend auf den Abgaben der Zehnten liessen sich die theoretischen Ernteerträge berechnen. Aus den Kirchenbüchern ergab sich die jährliche Sterberate und diese Kennzahlen konnten miteinander verglichen werden.

Verschiedene Quellen lassen auf ein starkes Bevölkerungswachstum zwischen 1653 und 1850 schliessen. Dies führte zu zunehmender Armut, die überfälligen Verbesserungen der landwirtschaftlichen Produktion kamen nur sehr langsam voran. In der Mitte des 19. Jahrhunderts suchten die Bözer Gemeindebehörden Mittel und Wege, um sich von der Last der Armenfürsorge zu befreien. Ich beschreibe die damaligen sozialen Verhältnisse und wie den auswanderungswilligen Familien die Reise nach Amerika finanziert wurde.

Familiengeschichten der Müller von Bözen

Ein für Familienforschende interessantes Kapitel widmet sich den Besitzern der Bözer Mühle, es umfasst den letzten Drittel des Buches. Personen, zu denen weitere Angaben vorliegen, sind kursiv hervorgehoben:

Othmar Heuberger (erwähnt 1536)
Caspar Heuberger (erwähnt 1562)
Sebastian Heuberger (erwähnt 1614)
Hans Heuberger I (1590-164x) Untervogt von 1630 bis 1641
Hans Heuberger II (1619-1667) starb an der Pest, anschliessend folgte Lehenmüller Heinrich Heuberger
Abraham Heuberger (1657-1724)
Conrad Heuberger erwirbt die Mühle 1698 durch einen Abtausch mit Abraham
Caspar Hirzel kauft 1701 die Mühle
Hans Jakob Heuberger und Hans Conrad Gebhard, beide in der Pfalz, kaufen 1705 die Mühle
Baschi Amsler kauft die halbe Mühle um 1731 von Jakob Heuberger in der Pfalz
1731 kauft Heinrich Heuberger von Elfingen und Linn den Anteil von Amsler
Caspar Brack kauft 1736 die halbe Mühle von Heinrich Heuberger
Johannes Heuberger von Elfingen kauft 1772 den Anteil von Brack
Lehenmüller Jakob Heuberger I (1766-1845) erwirbt 1797 die halbe Mühle
Obiger Jakob Heuberger I erwirbt 1800 die andere Hälfte der Mühle von den Besitzern aus der Pfalz und verkauft diese in zwei Schritten 1815 und 1826 an seinen Sohn Jakob II (1790-1867)
Durch Erbteilung geht die Mühle 1848 über an Jakob Heuberger III (1821-1903)
Tochter Louise Landbeck-Heuberger erbt den Mühlenbetrieb, ihr Sohn Friedrich wird Müller
Adolf Baumann von Bottenwil kauft die Mühle 1920 von den Erben Landbeck
Das Baudepartement des Kantons Aargau erwirbt 1972 die Mühle von den Erben Baumann
1997 erwirbt die Gemeinde Bözen die Mühle
Die Besitzer der Mühle Bözen

Eine lückenlose Abfolge der Mühlenbesitzer ist ab dem 16. Jahrhundert erkennbar. Während Jahrhunderten waren Mitglieder der Familie Heuberger immer wieder im Besitz der Bözer Mühle. Es scheint, als ob die Mühle einfach von einer Generation an die nächste überging. Doch meine Nachforschungen zeigen ein anderes Bild.

Während einiger Jahrzehnte war die Mühle sogar in «fremden Händen», die Besitzer waren im Kraichgau in der Pfalz ansässig. Im 18. Jahrhundert gab es eine grössere Anzahl von Handänderungen. Zu den Besitzern der Mühle gehörten Caspar Hirzel, Heinrich Heuberger aus Linn, Sebastian Amsler und zwei Generationen der Familien Brack aus Bözen und zwei Generationen der Heuberger aus Elfingen.

Die Zweige des Heuberger Geschlechts werden in ausführlichen Stammtafeln dokumentiert. Auch die Müllerfamilien Brack und Baumann werden beschrieben. Bemerkenswert ist der Umstand, dass noch heute Nachkommen dieser Geschlechter in Böztal wohnen.

left side of image: Plinth Stone dated 1575 (Foto: Urs Frei); right side of image: Family tree of the first Heuberger mill owners
Bild links: Sockelstein in der Schlossmühle Aarau (Foto: Urs Frei)
Bild rechts: Stammtafel der ersten Heuberger Mühlenbesitzer

Zu den ältesten Bauteilen aus Bözen gehören die Sockelsteine des Mahlstuhls. Der eine der vier Muschelkalkpfeiler hat die Jahrzahl 1575 ausgemeisselt. Zwischen den Zahlen 15 und 75 ist das Wappen der Heuberger erkennbar und darüber die Initialen BH. Es dürfte sich hier um den Müller Sebastian Heuberger handeln, der in den historischen Quellen als «Baschen» oder «Baschion» bezeichnet wird. Der 1617 verstorbene Baschi Heuberger ist der Stammvater der ersten Mühlenbesitzer und Begründer der «Sebastian’schen Linie» des Geschlechts Heuberger.

Im Staatsarchiv Aargau konsultierte ich Amtsrechnungen der Berner Vogtei Schenkenberg, die Effinger Gerichtsakten von 1667 bis 1798, Judicialmanuale und die Brand- und Assekuranzkataster (Lagerbücher) von 1809 bis 1899.

Dazu kamen Steuerrodel, Fertigungsakten, Armenrechnungen, Protokolle von Gemeindeversammlungen und Aufzeichnungen über den Zehntenloskauf im Gemeindearchiv Bözen. Kaufverträge, Erbteilungen, Vormundschaftsabrechnungen, Muttergutsversicherungen usw. lieferten wertvolle Angaben.

Genealogische Daten aus den Kirchenbüchern habe ich ergänzt, um ein möglichst vielseitiges Bild der Lebensumstände der jeweiligen Besitzer zu skizzieren. Dazu verwendete ich die Chorgerichtsmanuale und Hausbesuchungsrodel aus dem Pfarrarchiv Bözen.

Diese zusätzlichen und im Anhang aufgeführten Quellen erschlossen interessante Begebenheiten. So erzählt das Chorgerichtsmanual unter anderem von Abraham dem Unglücksmacher und der Absetzung eines Untervogts, es gab Trinkgelage, Schlägereien und Ehebruch. In den Urkunden kommen Dragoner, Pfarrer und Postpferdehalter zu Wort.

Fazit

Die Niederschrift dieses Buches war ein spannender Gang durch die Geschichte des Dorfes, wo ich meine Kindheit und Jugend verbracht hatte. Es gab Neuland zu entdecken und vermeintlich Bekanntes mit anderen Augen zu sehen. Der Gang dauerte rund vier Jahre, manchmal ging es flott voran, dann gab es wieder Ruhepausen. Dank treuen Gefährten und Gefährtinnen, die mich auf dem abenteuerlichen Weg begleiteten, war ich nie allein. Die einen waren hin und wieder oder auch nur für kurze Zeit an meiner Seite, andere wiederum von Anfang an. Alle halfen mir, den Rucksack zu tragen, wenn er sich zu schwer anfühlte, oder sie befreiten mich von unnötigem Ballast. Dafür bin ich Ihnen dankbar.

Title page "Two Mills - one story"
Titelbild "Zwei Mühlen - eine Geschichte"

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